4. Advent mit Catriona Montrose

Weihnachtliches Interview

Was ist dir an Weihnachten am wichtigsten?

Für mich ist das Wichtigste an Weihnachten das Zusammensein mit der Familie, das gemeinsame Weihnachtsbaum schmücken, zusammen kochen, und backen – eben „zusammener sein“.

Was liebst du an der Adventszeit am meisten?

Die geschmückten Fenster, das Gestalten des Adventskranzes, das Schreiben des Briefs ans Christkind, das Basteln der Dekoration

Welches ist das schönste Geschenk, welches du je zu Weihnachten bekommen hast?

Ich bin tatsächlich eher pragmatisch veranlagt, was Geschenke betrifft. Natürlich sind ALLE Geschenke, die ich von meinen Kindern, Neffen und Nichten bekomme, IMMER die schönsten, aber ich freue mich auch über praktische Dinge. Letztes Jahr habe ich neue (wunderschöne!) Felgen für mein Auto von meinem Mann bekommen. Das war wirklich toll :

Bist du eher der frühe oder der späte Geschenkekäufer?

Meistens habe ich spätestens im November schon alle Geschenke. Bis auf das für meinen Mann, das ist jedes Jahr wieder eine Herausforderung und endet meist darin, dass ich „kurz vor knapp“ noch etwas einkaufe 


Pflegt ihr eine bestimmte Tradition an Weihnachten?

Kartoffelsalat und Bockwürstchen, der Weihnachtsbaum wird erst am Abend vor Heiligabend geschmückt

Lebkuchen, Spekulatius und Glühwein schon im August oder doch erst Ende November?

Lieber erst Ende November, wobei ich bei Glühwein nur den antialkoholischen trinke und dieses Jahr doch auch sehr auf meine Ernährung achte, weshalb es von allem für mich diesmal nur in Maßen statt in Massen gibt.

Leseprobe aus "Die Lady und ihr geheimnisvoller Beschützer"

Prolog

London, Frühjahr 1810

Es war nicht die Zukunft, die Colton Edwards nach Mayfair lockte. Es war die Vergangenheit, die ihn quälte; ihn daran erinnerte, dass er mit einem bestimmten Kapitel in seinem Leben noch nicht abgeschlossen hatte. Er trug einen langen Mantel, hatte die Hutkrempe tief in das Gesicht gezogen, obgleich es bereits nachts war und die Straßenlaternen nur vereinzelt flackerten.
Es war unwahrscheinlich, dass ihn jemand erkannte, aber er hatte gelernt, kein Risiko einzugehen. Zu viel hing davon ab.
Er blieb vor einem opulenten Anwesen im römischen Stil stehen und blickte an der Hausfassade nach oben zu einem bestimmten Fenster. Der Garten war verwildert, Efeu kroch an den Wänden entlang und es würde nicht mehr lange dauern, bis das ganze Gebäude überwuchert war. Unter dem Pflanzendickicht vermochte man noch die Fassade und die beiden Säulen zu erkennen, die den Eingangsbereich säumten.
Es wunderte ihn, dass das Anwesen noch nicht verkauft worden war. Dass ihn seine Familie noch immer nicht für tot erklärt hatte, um diesen Besitz loszuwerden. Ein feiner Stich zog sich in seine Herzgegend, aber er verschwand so schnell, wie er sich bemerkbar gemacht hatte. Colton ballte die Hände in den Manteltaschen zu Fäusten und verfluchte sich für seine Feigheit. Die letzten Jahre hätten völlig anders verlaufen können, es war an ihm gelegen, den Schritt in eine andere Richtung zu machen, aber er hatte sich für die Einsamkeit und die Abgeschiedenheit entschieden. Für die Gefahr und nicht für die Annehmlichkeiten, die sein altes Leben geboten hatte. Doch das war vorüber, die Vergangenheit würde sich nicht mehr ändern lassen. Es war zu viel geschehen, als dass er seiner Familie noch ein einziges Mal unter die Augen treten könnte.
Kurz schlichen sich die Gesichter seiner Schwester und seiner Mutter vor sein inneres Auge. Sie quälten ihn, erinnerten ihn an alles, was er verloren hatte. Er schüttelte heftig den Kopf, damit sie sich in Luft auflösten. Es war besser so. Sie sollten glauben, dass er tot war, sie sollten endlich nach vorn sehen.
Dennoch zog es ihn immer wieder an diesen Ort zurück. Über vier Jahre lebte er nun schon verborgen, Jahre, in denen er mit seiner Schuld zurechtkommen musste.
»Du Narr«, flüsterte er und drehte sich um. Die schwachen Momente waren seltener geworden, aber es gab Tage, an denen sie sein rationales Denken in den Hintergrund stellten. Er hätte sich die beiden Whiskys nicht genehmigen sollen, dann hätte er auf dem Nachhauseweg zu seiner kleinen Wohnung nicht über eine Meile an Umweg in Kauf genommen. Mayfair war nichts mehr für ihn, das Viertel hatte nur etwas für die Reichen und den ton übrig. Er zählte nicht mehr dazu.
Colton drehte sich um und ging schnellen Schrittes davon. Je näher er der Grenze kam, die zum Hyde Park führte, umso leichter wurde es ihm ums Herz. Er musste sich daran erinnern, warum er das tat. Hier ging es nicht nur um ihn, sondern um den Ruf seiner Familie – und er wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass seine Schwester in der Gesellschaft gemieden wurde. Immerhin trug er schon die Schuld daran, dass seinem Bruder die standesgemäße Hochzeit verwehrt geblieben war.
Als er den Hyde Park beinahe erreicht hatte, hallte ein spitzer Schrei zu ihm. Abrupt blieb er stehen und lugte in die kleine Straße, an deren Seiten sich Stadthäuser aneinanderreihten. Es war ungewöhnlich, dass sich eine Frau um diese Uhrzeit noch draußen aufhielt. Wie von der Tarantel gestochen überquerte er den Verkehrsweg und näherte sich dem Ort des Geschehens.
»Lassen Sie mich los! Ich habe Ihnen überhaupt nichts getan!«
Schluchzer mengten sich in die Stimme, die ihm durch Mark und Bein ging. Wut füllte seinen Magen und er beschleunigte seine Schritte. Hinter einer Laterne versuchte eine Dame offensichtlich, sich aus den Klauen eines Mannes zu befreien. Ihr Hut lag am Boden, einzelne Strähnen hatten sich aus ihrer Frisur gelöst und sie versuchte ihren Arm aus dem Griff zu winden.
»Du kleine Schlampe! Denkst, du wirst hier auf dem Geld deines verstorbenes Mannes sitzen bleiben und dir ein schönes Leben machen.«
Schluchzer drangen aus ihrem Mund und je näher Colton kam, umso besser erkannte er die pure Angst in ihren Augen. Er wartete nicht, er sprach keine Warnung aus, sondern packte den Mistkerl direkt an den Schultern und riss ihn zurück. Ein überraschtes Stöhnen war die Antwort. Colton zögerte keine Sekunde, sondern legte den Arm um den Hals des Angreifers und drückte zu.
»Hat er Ihnen wehgetan, Mylady?«, brachte er über die Lippen, während er den Körper fest an sich presste und ihm die Luft abschnürte. Der Mann japste, versuchte, nach ihm zu treten, aber hatte keine Chance, auszuholen.
»N-nein ... danke«, kam es bebend zurück.
Er vergewisserte sich mit einem schnellen Blick auf ihre Kleidung, ob der Kerl sich an ihr vergehen wollte, aber sie war weder zerrissen noch geöffnet. In einer schnellen Drehung wirbelte er ihn herum und drückte ihn gegen die Streben des gusseisernen Zaunes.
»Wenn Sie es noch einmal wagen, in die Nähe dieser ... oder einer anderen Dame zu kommen, hänge ich Sie an Ihren Juwelen auf.« Er sprach leise, bedacht, aber der drohende Unterton in seiner Stimme verfehlte seine Wirkung nicht. Alkoholgeschwängerter Atem drang in seine Nase, das Haar war schütter, das Gesicht von tiefen Falten gezeichnet. »Haben Sie mich verstanden?« Er drückte sein Gesicht fester gegen die Streben, sah den Widerwillen in den kleinen Augen aufflackern, aber schließlich nickte dieses Scheusal.
Als Colton ihn losließ, stolperte er an der Seite des Zaunes entlang und warf ihm einen erbosten Blick zu. »Sie können froh sein, dass ich Sie nicht an die Constabler ausliefere!« Er wischte sich über den Mund und verschwand schließlich in der Dunkelheit, nachdem Colton bedrohlich näher gekommen war.
Erst, als er in der nächsten Gasse verschwunden war, atmete Colton durch und wandte sich der Lady zu.
Sie stand mit großen Augen vor dem Eingang und hatte die Arme um ihren Oberkörper geschlungen. Ihre Hände zitterten wie Espenlaub und Colton befürchtete, dass sie gleich umfallen würde. Sie war völlig in Schwarz gekleidet, eine trauernde Witwe. Er schätzte sie auf höchstens zweiundzwanzig, sie hatte feine Gesichtszüge, wunderschöne braune Augen.
»V-vielen D-Dank, Sir.« Ihre Stimme zitterte, die Augen waren durch die Furcht geweitet.
Er beugte sich nach unten und hob den schwarzen Hut auf, den sie getragen hatte. »Ich hoffe, Sie wurden nicht verletzt.«
Sie nahm die Kopfbedeckung mit bebenden Fingern entgegen und schüttelte den Kopf. »Nein, d-dank Ihres schnellen Eingreifens nicht.«
Als sie einen Schritt nach vorn stolperte, griff er reflexartig zu ihren Oberarmen und stützte sie. Dabei kam er ihr ungebührlich nahe und verharrte auf der Stelle. Sie sollte nicht denken, dass auch er widerwärtige Absichten hegte. »Kommen Sie, ich begleite Sie nach oben zur Tür.« Er räusperte sich, als er sie losließ. Für den Hauch eines Moments hatte ihn diese Berührung daran erinnert, wie lange er schon ohne eine Frau war. Wie lange es bereits her war, dass er Befriedigung gefunden hatte. Aber die Zeit hatte aus Colton einen pragmatischen Menschen gemacht, der solch lästige Gedanken sofort in die letzte Ecke schob.
Sie ging voraus, bei jedem Schritt hatte er Sorge, dass sie stolperte und fiel. »Mylady, Verzeihung, aber ich kann Ihnen nicht zusehen. Erlauben Sie mir, Sie zu stützen.« Ein schwaches Lächeln zeichnete sich im Schein der Straßenlaterne auf ihren Lippen ab. Lippen, die ihn an reife Erdbeeren erinnerten. Er schüttelte den Kopf und mahnte sich innerlich zurecht. Was war nur los mit ihm? Sonst neigte er nicht zu Gefühlsduselei, aber bei dieser Dame hier war nicht nur sein Beschützerinstinkt stark ausgeprägt.
»Sie behandeln mich wahrlich wie ein altes Mütterchen, das auf einen menschlichen Gehstock angewiesen ist.« Sie versuchte wohl, zu scherzen, was ihr aber nicht recht gelang. Das Zittern in ihrer Stimme verriet sie.
»Sofern ich es verhindern kann, dass Sie sich Ihr Genick brechen, werde ich Sie auch als altes Mütterchen behandeln.« Er konnte es selbst kaum glauben, dass es ein Lächeln war, das sich soeben auf seinem Gesicht ausbreitete.
»Nun denn.«
Er trat neben sie und bot ihr den Arm an. Ihre Bewegungen waren vorsichtig, als sie sich bei ihm einhakte. Nach wenigen Stufen wurde ihr Griff stärker und sie schien dankbar über die Stütze zu sein. Oben angekommen betätigte er den Klopfer und ließ sie vorsichtig los. »Sind Sie sicher, dass Ihnen nichts fehlt?«
»Ja, vielen Dank für Ihre Hilfe und Ihr selbstloses Einschreiten, Sir. Sie haben mich vermutlich vor ... Schlimmerem bewahrt.«
Er wollte etwas erwidern, als die Tür aufgezogen wurde und der Butler erschien. »Würden Sie sich bitte um die Lady kümmern? Vielen Dank.«
Er wandte sich wieder an sie. »Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nachtruhe, Mylady. Passen Sie auf sich auf.« Es war ihm nicht geheuer, so nahe bei ihr zu sein. Er wollte nicht, dass die Dienerschaft zu tuscheln begann, befand sich die Lady offensichtlich noch in der Trauerzeit.
Er verneigte sich leicht vor ihr und verschwand dann leichtfüßig über die Treppe. Als ihn die Dunkelheit endlich verschluckt hatte, tat er einen tiefen Atemzug. Nicht diese Begegnung hatte ihn aufgewühlt, sondern die letzten Worte, die sie ihm beim Gehen zugeworfen hatte.
»Sie haben mich gerettet, das werde ich Ihnen nie vergessen.«
Doch, das würde sie. Bereits am nächsten Morgen würde sie vergessen, wer er war. Hier trafen zwei Schichten aufeinander, die nichts miteinander zu tun hatten.
Zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und Colton hatte sich selbst dafür entschieden, dieser Welt den Rücken zu kehren ...

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